Als Niederdeutsch beziehungsweise Plattdeutsch gelten jene Dialekte nördlich der "Benrather Linie", einer sprachlichen Grenze, die bei Benrath am Rhein beginnt und über Göttingen bis Frankfurt/Oder verläuft.
Die norddeutschen Dialekte haben die "Zweite Lautverschiebung" beziehungsweise "Hochdeutsche Lautverschiebung" im 7./8. Jahrhundert nicht vollzogen, die vor allem eine Veränderung der Konsonanten "p", "t", "k" zu "pf" oder "f", "s", "ch" betraf.
Im Mittelalter, zur Zeit der Hanse, war Plattdeutsch nicht nur der gesprochene Dialekt, sondern auch eine eigene geschätzte Schriftsprache. Die Hansekaufleute waren wohlhabend, reisten viel umher und machten an allen Orten Geschäfte in ihrer Sprache. Das stärkte das Niederdeutsch so sehr, dass man sogar eine niederdeutsche Bibelübersetzung anfertigte.
Über fast vier Jahrhunderte hatte das sogenannte Mittelniederdeutsch als gesprochene und geschriebene Sprache eine dominierende Stellung in Norddeutschland. Plattdeutsch war auf dem Weg, sich vom sprachlichen Raum Deutschlands zu lösen und sich als eigenständige Standardsprache zu entwickeln, ähnlich dem Niederländischen.
Mit dem Niedergang der Hanse brach auch der Stellenwert des Niederdeutschen in sich zusammen. Der Prestigeverlust war groß. Plattdeutsch blieb eine Alltagssprache der Menschen auf dem Lande. Gerade gebildete Kreise wechselten sprachlich zunehmend ins Hochdeutsche. Als Schriftsprache verlor das Plattdeutsch gänzlich an Bedeutung.
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